Niedermayr G. / 1982

 

KUPFER-VERERZUNGEN IN DER PERMOTRIAS DER GAILTALER ALPEN.

Von Gerhard Niedermayr

Im Gegensatz zu den bestens bekannten Blei-Zink Vererzungen in der Trias der Gailtaler Alpen ist bisher nur wenig und z.T. Widersprüchliches über die Kupfer-Mineralisationen in der Permotrias dieses Bereiches im Schrifttum zu finden. Durch die Herren Prof. F. Stefan und Dr. G. Leute, beide Klagenfurt, wurde mir nun vor kurzem Material aus dem ehemaligen Kupferbergbau von Pöllan bei Paternion zur Untersuchung übermittelt. Diese interessante Mineralisation und einige weitere Funde von Kupfer-Mineralien sind Anlaß für die vorliegende Zusammenstellung.

1) Aufgelassener Kupferbergbau Pöllan bei Paternion, Drautal.

In ihrer grundlegenden Übersicht zur Mineralogie Kärntens berichten ROSTHORN & CANAVAL (1853) u.a. auch über ein Vorkommen von Azurit (Kupferlasur) und "Kalkmalachit" in Klüften eines Galenit und Sphalerit führenden bituminösen Dolomits von "Dellach im oberen Drauthal" (1.c.S.51). Diese Angaben haben später auch ZEPHAROVICH (1859), HÖFER (1870) und BRUNLECHNER (1884) übernommen. MEIXNER (1957) scheint hingegen diese Fundortangabe -wahrschein ich zu Recht -als Mystifikation betrachtet zu haben und erwähnt sie nicht mehr. Dagegen findet sich bereits bei BRUNLECHNER ( 1884) der Hinweis auf das Vorkommen von "Tetraedrit, Malachit und Calcitkristallen im Gutensteinerkalk in einem alten aufgelassenen Kupferbergbaue" (1.c.S.12) bei Pöllan nächst Paternion. Vermutlich ist letzteres Vorkommen ident mit der von ROSTHORN & CANAVAL (1853) erstmals bekannt gemachten Lokalität von Dellach im Drautal. So erwähnte FRIEDRICH (1953) in seiner Zusammenstellung zur Erzlagerstättenkarte der Ostalpen keine weiteren Kupfer-Vererzungen aus den Gailtaler Alpen, speziell aus dem Raum Dellach/Drau. Er führt allerdings auch nicht den Kupferschurf von Pöllan an, obwohl sich dieser hinsichtlich seines Mineralbestandes doch signifikant von den Blei-Zink-Vererzungen der Gailtaler Alpen unterscheidet. Hingegen berichtet WARCH (1979) u.a. ausführlicher über die Vererzungen in der Trias der nördlichen Gailtaler Alpen und erwähnt auch das Vorkommen von Pöllan zusätzlich einer angeblich Arsen führenden Blei-Vererzung von der sogenannten Bleiriese am Nordwesthang des Goisernocks. Es wäre eine dankbare Aufgabe für unsere Sammler, diesen Fragen genauer nachzugehen.
Nach den mir vorliegenden Stücken tritt die Kupfer-Vererzung von Pöllan -im wesentlichen aus Fahlerz, Malachit und Azurit bestehend -in einem mehr oder weniger bituminösen und z.T. auch stärker terrigen beeinflußten Dolomit auf. Stratigraphisch ist der erzführende Dolomit wahrscheinlich dem Flaser-Wurstelkalk-Komplex der Serie des Alpinen Muschelkalkes (BECHSTÄDT et al.1976) zuzuordnen. Der hell- bis dunkelgraue, feinkristalline Dolomit wird bereichsweise von einem dichten Netzwerk weißer Calcitadern durchzogen. In diesen sind oft am Kontakt zum Dolomit dünne Fahlerzschnüre bzw. -butzen eingelagert. Zusätzlich findet sich Fahlerz in Gangfüllungen aus spätigem Calcit, in dem neben Fahlerz noch eckige, feinkristalline und erzfreie Dolomitkomponenten eingeschaltet sind. An manchen der allerdings meist sehr kleinen Stücke, die mir vorgelegt wurden, wäre eine schichtparallele Erzanlagerung zu vermuten, doch muß diese Beobachtung, die für die Genese dieses Vorkommens von Bedeutung sein könnte, an einem umfangreicheren Untersuchungsmaterial erst geprüft werden.
Nach BRUNLECHNER ( 1884) handelt es sich bei dem Fahlerz von Pöllan um Tetraedrit, also um ein Kupfer-Antimon Fahlerz, doch weist das relativ häufige Vorkommen von strahlig-blättrigen Aggregaten von Tirolit in Klüften auch auf die Anwesenheit von Arsen hin (siehe dazu auch MEIXNER, 1963). An weiteren Oxydationsmineralien konnten in Klüften und Lösungshohlräumen Azurit, Malachit und der für Kärnten eher seltene Cuprit in winzigen, oktaederähnlichen Kristallen und millimetergroßen derben Massen festgestellt werden. Darüber hinaus sind noch eigenartige, fettglänzende Calcitrasen, Dolomit, Aragonit, Galenit, Pyrit sowie eine Reihe noch nicht bestimmter Mineralphasen. Aus dieser interessanten Erzparagenese zu nennen. Die Untersuchungen werden fortgesetzt.

2) Azurit und Malachit vom Katharinen-Stollen bei Kerschdorf im Gailtal.
BRUNLECHNER (1884) führt das Vorkommen von Azurit und Malachit in verwittertem Siderit und Ocker in einem weißen Kalkstein von Kerschdorf im Gaital an. Es wäre eine lohnende Aufgabe für unsere Kärntner Sammler, diese Angabe nachzuprüfen. Wie der vorliegenden Zusammenstellung zu entnehmen ist, sind aus dem Bereich Tratten -Kerschdorf -Witzala verschiedentlich Kupfer-Vererzungen bekannt gemacht worden, diese z.T. aber mit erheblichen Unsicherheiten, was die Fundumstände betrifft, behaftet. Im Prinzip wäre der Nachweis einer vom Gailtal-Kristallin bis in die mitteltriadischen Serien durchschlagenden Kupfer-Vererzung bemerkenswert und für die geologische Interpretation dieses Bereiches nicht unwesentlich.
Möglicherweise doch vom gleichen Vorkommen stammen die Stufen des Kärntner Landesmuseums, die MEIXNER ( 1951) bearbeitet hat. Allerdings stimmt das Nebengestein dieser Stücke überhaupt nicht mit dem von BRUNLECHNER ( 1884) erwähnten weißen Kalkstein überein. MEI XNER berichtet über einen Lydit, in dem die Vererzung mit Fahlerz, Nickelskutterudit bis Chloanthit und Chalkopyrit offenbar gangförmig auftritt. An Umwandlungsprodukten werden Cuprit, Malachit, Azurit und Limonit angeführt.

3) Azurit, Sphalerit und Galenit in Dolomit auf der Tratten bei St. Stefan, Gailtal.
MEIXNER ( 1957) gibt in seiner Zusammenstellung über die Minerale Kärntens unter Berufung auf eine Mitteilung von BRUNLECHNER ( 1884) auch ein Vorkommen von "Azurit auf Zinkblende und Bleiglanz führendem, bituminösen Dolomit" an (1.c.S.64). Es dürfte sich dabei allerdings um eine Verwechslung handeln, da BRUNLECHNER (1884) die Lokalität Tratten zwar erwähnt, die Vererzung unter Bezugnahme auf HÖFER ( 1870) aber in Quarzadern im Tonschiefer auftreten soll. Der genannten Mitteilung von HÖFER zufolge sollen hier Azurit, Malachit und Tetraedrit vorgekommen sein.

4) Malachit aus dem Karbon (?)-Unterrotliegend von Kötschach, Gailtal
Aus den Pflanzenreste führenden Sand- und Siltsteinen an der Basis der postvariszischen Transgressions-Serie sind von einigen Stellen spurenhafte Mineralisationen von Malachit zu nennen. Das schönste Vorkommen, das auch recht nette Stufen mit feinnadeligen, tiefgrünen Überzügen von Malachit in Klüften grauer Siltsteine geliefert hat, liegt an einem Forstweg, der von der Gehöftgruppe Lanz in Kötschach, gegen die Dellacher Alm führt. Hier sind in einem Weganschnitt unmittelbar östlich der Stelzling Hütte graue Sand- und Siltsteine aufgeschlossen, die bereichsweise bis mehrere Dezimeter große Holzreste führen. Diese Holzreste sind z.T. verkiest. Das sulfidische Erz ist Chalkopyrit, und dieser füllt die Zellumina zur Gänze aus (NI EDERMA YR & SCHERIAU-NIEDERMAYR 1974) . Die Anlieferung der für den Verkiesungsvorgang des organischen Materials notwendigen Schwermetall-Ionen erfolgte zur Perm-Zeit über den Grundwasserstrom unmittelbar im Anschluß an die Ablagerung der Sedimente. Der Schwefel ist aus dem Abbau der organischen Substanzen herzuleiten. Das Vorkommen von teils in konkretionärer Form auftretenden Toneisensteinen, die in diesen Sedimenten anzutreffen sind, weist auf eine Torfmoorentwicklung hin. In diesem reduzierenden Bildungsmilieu ist die Bindung von Kupfer -ein höherer Uran-Gehalt der verkiesten Pflanzenreste sei hier nur am Rande vermerkt -an organische Substanzen nicht ungewöhnlich. Malachit ist als Verwitterungsbildung anzusehen und findet sich sowohl in den Rissen der Holzreste als auch in den Klüften des umgebenden Gesteins.
Eine dem vorhin erwähnten Malachit-Vorkommen genetisch idente Mineralisation findet sich an einem von Mandorf, E Kötschach, zur Ploner Alm führenden Forstweg unmittelbar nördlich der Buschgrede. Hier tritt Malachit in feinkristallinen Belägen und kleinen radialstrahlig-kugeligen Aggregaten in Klüften bzw. an den Komponenten-Oberflächen einer dicht gepackten Brekzie auf. Auch hier ist Malachit sicher eine sekundäre Bildung; das Primärerz war aber im Gegensatz zu dem Vorkommen von der Stelzling Hütte bisher nicht zu eruieren.
Neben den beiden genannten Malachit-Vorkommen sind spangrüne Malachit-flecken in den grauen Sand- und Siltsteinen bzw. Konglomeraten an der Basis: Der Permotrias des öfteren festzustellen, doch meist zu unbedeutend, um hier näher beschrieben zu werden. Generell ist diese spurenhafte Malachitführung aber immer an Pflanzenreste führende Sedimente gebunden.

5) Malachit und Azurit aus dem Karbon von Nötsch, östlich der Windischen Höhe
Ergänzend zu den bereits genannten Vorkommen von Malachit sei hier auch noch ein interessanter Neufund einer Gangvererzung aus Konglomeraten des Karbons von Nötsch erwähnt. An einem neuen Forstweg, der von der Windischen Höhe nach Osten in Richtung Kerschdorfer Alm und Witzala führt, konnte im vergangenen Sommer ein die Konglomerate der sogenannten Pölland-Gruppe (KODSI & FLÜGEL 1970) durchschlagender Quarzgang mit verwittertem Siderit sowie Malachit, Azurit und Limonit festgestellt werden.
Der feinkristalline bis faserig-lockige Malachit bildet bis 5 mm starke Kluftbeläge und Nesterfüllungen in der Gangart und wird in der Regel von tiefdunkelblauem Azurit in Lagen und warzigkugeligen Aggregaten begleitet. Weder Chalkopyrit noch andere primäre Kupfererze waren in dem sehr stark verwitterten Erzgang zu beobachten. Bemerkenswert an dem fund scheint mir aber, daß die aus dem Raum Kerschdorf -Tratten im Gailtal-Kristallin bekannten Kupfererz-Gänge auch noch das Nötscher Karbon durchschlagen haben (und eventuell bis in die Mitteltrias reichen) .Die Angabe von BRUNLECHNER (1884), daß im Katharinen-Stollen bei Kerschdorf/Gailtal Azurit und Malachit neben Siderit und Ocker in weißem Kalkstein vorkommen sollen, ist ohne Bestätigung durch Neufunde eher mit Vorsicht anzusehen, doch möglicherweise ist die bereits von HÖFER (1870) erwähnte Vererzung "mit Malachit und Fahlerz auf Quarzadern im Thonschiefer" (1.c.S.12) mit dem hier mitgeteilten Vorkommen aus dem Nötscher Karbon ident oder zumindest genetisch in Verbindung.
Es ist zu hoffen, daß die vorliegende Zusammenstellung über die Kupfer-Mineralisationen in der Permotrias der Gailtaler Alpen den einen oder anderen Sammler veranlaßt, den noch offenen Problemen vor allem, was die Verifizierung alter Fundortangaben betrifft, nachzuforschen. Die Kupfer-Führung in den permischen Basalbildungen der Gailtaler Alpen ist bezüglich ihrer Genese leicht zu erklären. Einerseits finden sich im Gailtal-Kristallin selbst an vielen Orten z.T. auch früher bebaute Spatvererzungen; die spurenhaft auch Kupfersulfide führen, andererseits sind gerade in den permischen Basalbildungen Komponenten des unmittelbar unterlagernden Kristallins aufgearbeitet worden. Es ist daher leicht verständlich, daß zur Perm-Zeit in örtlichen Erzfallen (mit reduzierendem Milieu) Schwermetall-Ionen an organische Reste gebunden werden konnten. Anders sind die Verhältnisse aber in den das Karbon und die mitteltriadischen Serien durchschlagenden erzführenden Gängen, die wesentlich später angelegt sein können und u.U. auch mit alpidischer Tektonik und Magmatismus in Zusammenhang stehen. Immerhin ist bemerkenswert, daß gerade an der Nordseite der Lienzer Dolomiten und Gailtaler Alpen eine Reihe scheinbar junger Vererzungen mit z.T. nicht unerheblichen Gehalten an Arsen, Quecksilber und Antimon auftreten (z.B. CZERMAK & SCHADLER 1933, FRIEDRICH 1953).
Danksagungen: Den Herren Prof. F. Stefan und Dr. G. Leute, die mir ihr Material von Pöllan zur weiteren Untersuchung überlassen haben, sei an dieser Stelle recht herzlich gedankt. Obwohl die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, konnte damit ein an sich alter Kärntner Mineralfund durch eine Reihe neuer und z.T. interessanter Mineralphasen belegt werden.

Literatur:

BECHSTÄDT, T., BRANDNER, R. und MOSTLER, H. (1976): Das Frühstadium der alpinen Geosynklinalentwicklung im westlichen Drauzug. - Geol.Rdsch.65, 616-648.

BRUNLECHNER, A. (1884): Die Minerale des Herzogthums Kärnten. Klagenfurt (F.v.Kleinmayr), 130 S., 1 Karte.

CZERMAK, F. und SCHADLER, J. (1933): Vorkommen des Elementes Arsen in den Ostalpen. - Tschermaks  Miner. Petr. Mitt., N.F., 44 1-67.

FRIEDRICH, O. M. (1953): Zur Erzlagerstättenkarte der Ostalpen. - Radex Rdsch. 1953, 371-407.

HÖFER, H. (1870): Die Mineralien Kärntens. - Jb.nat.hist. Landes-Mus. Kärnten 10, 3-84.

KODSI, M.G. und FLÜGEL, H.W. (1970): Lithofazies und Gliederung des Karbons von Nötsch. - Car. II, 160./80., 7-17

MEIXNER, H. (1951): Bericht über neue Kärntner Minerale und Mineralfundorte. V. - Karinthin 13, 25-29.

MEIXNER, H. (1957): Die Minerale Kärntens, I. Systematische Übersicht und Fundorte. - Car.
II, 21.Sh., 147 S.

MEIXNER, H. (1963): Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen, XVIII. -  Car. II, 153./73., 124-135.

NIEDERMAYR, G. und SCHERIAU- NIEDERMAYR, E. (1974): Über Mineralisationen der postvariszischen Transgressions-Serie in den westlichen Gailtaler Alpen. - Ann. Nat.hist. Mus.Wien 78, 141-150.

ROSTHORN, F.v. und CANAVAL, J. L. (1853): Übersicht der Mineralien und Felsarten Kärntens und der geognostischen Verhältnisse ihres Vorkommens. - Jb.nat.hist.Landes-Mus. Kärnten 2, 113-176

WARCH, A. (1979): Perm und Trias der nördlichen Gailtaler Alpen. - Car. II, 35 .Sh., 111 S., 1 Karte.

ZEPHAROVICH, V.R. von (1859): Mineralogisches Lexikon für: das Kaiserthum Österreich, 1.Bd. - Wien (Braumüller), 625 S.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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