Meixner H. / 1976

 

KUPFERSULFAT-MINERALE AUS ÖSTERREICH.

Von Heinz MEIXNER, Salzburg

Wie die Übersichten z.B. in den Werken von A. SCHULLER (26t 5.306/ 310) oder H. STRUNZ (29, S.269/299) zeigen, handelt es sich insgesamt um etwas über 30 Sulfatminerale, in denen Cu eine wesentliche Rolle spielt; Wroewolfeit, vgl. P.J. DUNN & R.C. ROUSE (2, S.1/5) ist jüngst noch hinzugekommen. Die meisten dieser rund 30 Cu-Sulfate entstammen den oxidationszonen von Kupferlagerstätten, meist solchen, die etwa Kupferkies, Buntkupfererz, Fahlerz, Bournonit u. dgl., Kupferglanz -Covellin führen, vornehmlich aus ariden Gebieten.
Langet man vergleiche etwa ZEPHAROVICHs Mineralogisches Lexikon für das Kaisertum Österreich oder die alten Landesmineralogien der heutigen österreichischen Bundesländer, ist "Kupfervitriol" das fast einzige Kupfersulfat, das darin angegeben wird, wobei mangels Überprüfbarem Material es gar nicht immer gesichert ist, ob wirklich unter "Kupfervitriol" Chalkanthit, CuSO4•5H2O, trikl. vorlagt oder etwa der ähnliche Pisanit, (Fe,Cu)SO4•7H2O, mon.! Das obige "fast" bezieht sich auf die wenigen Ausnahmen: einerseits "Brochantit", angeblich von der Frommeralpe bei St. Martin im Pongau ?, oder im Lungau ? nach F. PETERS (25, S.660), eine recht düstere Angelegenheit, auf die in nächster Zeit W. GÜNTHER, Salzburg, näher eingehen wird und andererseits auf den "Linarit" vom Hüttenberger Erzberg, den bereits H.HÖFER, 1871 erkannt hat.
Der Reihung der Systematik von H. STRUNZ (29) folgend, können derzeit 10 Cu-Sulfatminerale aus österreichischen Fundstellen namhaft gemacht werden:

Antlerit  4[Cu3((OH)4/SO4)], rhomb.
Salzburg: Danielstollen, Schwarzleograben gemeinsam mit einigen anderen Kupfersulfaten konnte Antlerit soeben, erstmals für Salzburg und Österreich bei der Bearbeitung von Neufunden nachgewiesen werden (22).

Brochantit  4[Cu3((OH)6/SO4)], mon.
Kärnten: Seltene Sekundärbildung neben Malachit nach Kupferkies in Klüften des randlichen Eklogitamphibolits vom Gertrusk, Saualpe (14, S.68). Etwas häufiger sekundär nach Bournonit in Lagerstätten vom Typus Hüttenberger Erzberg, so aus dem alten Gossener Abbau (14, S.68), vom Felixbau bei Hüttenberg (14, S.68).
Obojnikgraben bei Eisenkappel, neben Malachit und Langit auf Kupferglanz führendem Grödener Sandstein (21, im Druck).
Salzburg: angebl. Frommeralpe bei St. Martin (25; 3, S.70); heute, da es die so ähnlichen, erst später entdeckten Minerale Antlerit und Wroewolfeit gibt, ist die alte Bestimmung unsicher, die Fundstätte durchaus fragwürdig (W. GÜNTHER, in Ausarbeitung).
Steiermark: Oberzeiring, auf Baryt neben anderen Oxidationsprodukten nach Bournonit (15, 5.129/130),
Damittner bei Kainach, im Kreidekonglomerat (16, S.71/73, unter der Ruine Dürnstein bei Friesach, K. (18, S.93/94; 19, S.102).

Linarit  2 [PbCu((OH)2/SO4)], mon.
Kärnten: Hüttenberger Erzberg, Andreaskreuzrevier (8; 30, S.213/215) und neuerdings in den alten Abbauen des Gossener Reviers (14, S. 69) auf Baryt nach Bournonit. - Ebenso neben Bergkristall und Malachit von Waitschach (unveröffentlicht, H. Mx.)
Steiermark: Oberzeiring, analog zum Hüttenberger Erzberg hat C. HLAWATSCH (7, S.18) den Linarit (nebst Caledonit!) mit gleicher Abkunft für Oberzeiring festgestellt; bestätigt mit (10, S.41). Eschach bei Schladming, ebenfalls nach Bournonit (13, S.16), desgl. von Dürnstein bei Friesach (19, S.102).

Caledonit  2 [Pb5Cu2 ((OH)6/CO3/SO4)3)], rhomb.
Kärnten: Hüttenberger Erzberg, auf Museumsstücken aus dem Andreaskreuzrevier, neben Linarit (14, S.69).
Steiermark: Oberzeiring, ,neben Linarit, wiederum mit Bindheimit nach Bournonit (7, S.18; 10, S.41).

Chalkanthit (Kupfervitriol)  2 [Cu(SO4)•5H2O], trikl.
Kärnten: Gaisberg bei Friesach, Wölch bei St. Gertraud i. L., Molbitsch bei Straßburg und Fragant Mölltal, alte, seither nicht erneuerte Angaben (1, S.31).
Niederösterreich: "alte Erzgruben im oberen Mosinggraben bei Spitz an der Donau. (27, S.133).
Salzburg: Kardeis im Großarl, alte Zechen um Gastein  und Rauris, Brenntal, Weißwandl bei Ramingstein (3, S.70). Mitterberg Hochkönig (16, S.75).
Tirol: erwähnt, aber fraglich vom Falkenstein bei Schwaz (4, S.166).

Pisanit  4 [(Fe,Cu)(SO4)•7H2O], mon.
Kärnten: Lading bei Wolfsberg, aus der Oxidationszone einer Kieslagerstätte hier erstmals von H.LEITMEIER (9, S.321/331) erkannt und beschrieben; später wieder (12, S.66/67).
Niederösterreich: Schendlegg/Rax, ebenfalls neben Eisenvitriol (17, S.106).

Posnjakit  2 [Cu4((OH)6/SO4)•H2O], mon.
Tirol: Dieses erst 1967 entdeckte, vom ähnlichen Langit abgetrennte Mineral konnte kürzlich durch W.PAAR (23, S.16/17; 24, S.55/5~) auch für einen alten Schurfbau bei Brixlgg, Langit und Devillin begleitend, zum ersten Mal in Österreich gesichert werden. - Zu Langit und Posnjakit ist kürzlich ein weiteres, in Zusammensetzung und Ausbildung sehr ähnliches Mineral hinzugekommen, "Wroewolfeit" (2), worüber anschließend an den Langit eine vorläufige Mitteilung erfolgt.

Langit  2 [Cu4((OH)6/SO4]•H2O ], rhomb.
Kärnten: Obojnikgraben bei Eisenkappel, neben Malachit und Brochantit auf Kupferglanz usw. führendem Grödener Sandstein, Neufund! (21, in Druck).
Salzburg: bei Hollersbach Oberpinzgau, neben Devillin auf alten Haldenstücken (24, S.55), Mitterberg Hochkönig, (20, S.29), Danielstollen/Schwarzleograben, neben Devillin und Antlerit (22, in Vorbereitung).
Steiermark: Eschbach bei Schladming. Bei diesem frühesten Nachweis von Langit in Österreich konnten erstmals die optischen Eigenschaften dieses Minerals überhaupt erkannt werden (13, S.15/17).
Tirol: Brixlegg, alter Schurfbau in der Umgebung, gemeinsam mit Devillin und dem hier erstmals in Österreich festgestellten Posnjakit (24, 5.15/18).

Wroewolfeit  2 [Cu4 ((OH)6/SO4)•2H2O], mon.
Salzburg: Danielstollen Schwazleograben. In einem großen, neu gesammelten Material, das nun in Untersuchung steht, kamen blaugrüne, gelängte Kriställchen vor, die aller Wahrscheinlichkeit nach zu Wroewolfeit (2) gehören werden (22).

Devilin [CaCu4((OH)3/SO4)2•3H2O], mon.
Niederösterreich: Myrthengraben/Semmering. Der erste Nachweis von Devillin in Österreich gelang mit diesem Material; sekundär nach sulfidischen Kupfererzen in einer Gipslagerstätte! (16, S.77/78).
Salzburg: Hollersbach/Oberpinzgau, neben Langit auf einer alten Bergwerkshalde (24, S.55), Rigausberg bei Abtenau, Webingbruch: fragliche Nennung aus der Gipslagerstätte (28, A 11, B 12),
Danielstollen/Schwarzleograben: vermutet (28, A 11, B 12), nun auch gesichert mit Langit und Antlerit (22).
Steiermark: Schildmauer bei Admont, in der Gipslagerstätte (16, S.77/78; 5, S.135).
Bb. Wienern am Gundlsee, in der Gipslagerstätte (6, S.56/58).
Tirol: Schwaz, fundortlich fragwürdiges Vorkommen (11, 5.247/248), alter Schurfbau bei Brixlegg: neben Langit und Posnjakit auf Schwazer Dolomit mit der Kupfervererzung (24, S.55); ähnlich auch zu Scheffach östl. Brixleggg (24, S5.55).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß in den letzten Jahren eine erstaunlich starke Mehrung in der Kenntnis an Kupfersulfatmineralen in Österreich erzielt werden konnte, zweifellos ein Erfolg der guten Zusammenarbeit von Sammlern und Forschung.
Auffällig ist, daß die meisten Neufunde aus altbekannten, doch größtenteils heute stillgelegten Bergbauen stammen: Brixlegg, Leogang, Mitterberg, Obojnikgraben bei Eisenkappel, Lagerstätten des Hüttenberger Typus mit Bournonit (Hüttenberger Erzberg, Felixbau, Waitschach, Dürnstein, Oberzeiring). Neuland für Kupferminerale erbrachten einige Gipslagerstätten: Myrthengraben bei Schottwien, Schildmauer bei Admont, Grundlsee, Gipsbruch Webing bei Abtenau, Gipsbruch Grubach bei Golling.
Zweck der Zusammenstellung: Achtung auf blaue Überzüge in Cu-Erze führenden Lagerstätten! In solchen können auch bei uns mit den hier herrschenden Klimaten noch eine Reihe von weiteren seltenen, sekundären Kupfermineralen erwartet werden.

Schrifttum: 

(1) BRUNLECHNER, A.: Die Minerale des Herzogthums Kärnten. - Klagenfurt 1884., 130 S.
(2) DUNN, J. P. & R. C. ROUSE: Wroewolfeite, a new copper sulphate hydroxide hydrate. - Min.Mag., 40, 1975, 1-5.
(3) FUGGER, E.: Die Mineralien des Herzogthumes Salzburg. - Salzburg 1878, 124 S. 
(4) GASSER, G.: Die Mineralien Tirols einschließlich Vorarlbergs u. d. Hohen Tauern. - Innsbruck 1913, 54 R S.
(5) HADITSCH, J. G.: Die Gipslagerstätte Schildmauer hei Admont und ihre Kupferspuren. - Arch.f.Lagerstättenforschung i.d.Ostalpen, 3., Leoben 1965, 125-140.
(6) HADITSCH, J. G.: Bemerkungen zu einigen Mineralen (Devillin, Bleiglanz, Magnesit) aus der Gips-Anhydrit-Lagerstätte Wienern am Grundlsee, Stmk. - Arch.f.Lagerstättenforschg. i.d. Ostalpen, 7, Leoben 1968, 54-76.
(7) HLAWATSCH, K.: Mineralogische Notizen. - Annal.Naturhistor.Mus., 38., Wien 1924, 15-19.;
(8) HÖFER, H.: Neue Mineralien vom Hüttenberger Erzberge. - Z.d.Berg- und hüttenmänn. Ver.f.Kärnten, 3., 1871, 18.
(9) LEITME1ER, H.: Pisanit vom Lading in Kärnten. - Cbl.f.Min., 1917, 321-331.
(10) MEIXNER, H.: Bindheimit und seine Paragenese aus den Lagerstätten Oberzeiring (Stmk.), Hüttenberg, Waitschach, Olsa, Wölch (alle Kärnten). - Zbl.f.Min., A, 1937, 38-44.
(11) MEIXNER, H.: Die Identität von Herrengrundit (=Urvölgyit) mit Devillin (=Lyellit). - Zbl.f.Min., A, 1940, 244-248.
(12) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XI. - Carinthia II, 130., 1940, 59-74.
(13) MEIXNER, H.: Langit aus Cornwall und von Eschach (Schladminger Tauern), Steiermark. - Zbl.f.Min., A, 1941, 11-17.
(14) MEIXNER, H.: Die Minerale Kärntens I. - Carinthia II, Sh. 21., Klagenfurt 1957, 147 S.
(15) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XVIII. - Carinthia II, 153., 1963, 124-135.
(16) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XX. - Carinthia II, 155, 1965, 70-80.
(17) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXI. - Carinthia II, 156, 1966, 97-108.
(18) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXII. - Carinthia II, 157, 1967, 88-104.
(19) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXIII. - Carinthia II, 158, 1968, 96-115.
(20) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in den österreichischen Ostalpen XXV. - Carinthia II, 165, 1975, 13-36.
(21) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde in Österreich XXVI. - Carinthia II, 166, 1976, in Druck.
(22) MEIXNER, H.: Neue Mineralfunde aus dem Danielstollen im Schwarzleograben, Salzburg. - In Vorbereitung, wahrsch. - Der Karinthin, 75., 1976.
(23) PAAR, W.: Langit von Tsumeb (SW-Afrika) und Langit und Posnjakit von Brixlegg, Tirol. - Der Karinthin, 68, 1973, 14-18.
(24) PAAR, W.: Neue Devillin-Vorkommen Österreichs und Posnjakit von Brixlegg, Tirol (ein Nachtrag). - Der Karinthin, 69., 1973, 54-57.
(25) PETERS, F.: Mineralogische Notizen. - N.Jb.f.Min., Geogn.Geol. u.Paläont., 1861, 655-666.
(26) SCHÜLLER, A.: Die Eigenschaften der Minerale, 2., Berlin 1954, 602 S.
(27) SIGMUND, A.: Die Minerale Niederösterreichs. - 2.Aufl., Wien-Leipzig 1937, 247 S.
(28) STRASSER, A.: Salzburger mineralogisches Taschenbuch. - Salzburg 1975.
(29) STRUNZ, H.: Mineralogische Tabellen. - 5.Aufl., Leipzig 1970, 621 S.
(30) ZEPHAROVICH, V. von: Mineralogische Notizen vom Hüttenberger Erzberge in Kärnten. - Lotos, Z.f.Naturw., 24, Prag 1874, 213-218.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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