Niedermayr G. & F. Brandstätter / 1988

 

702. Tetradymit von der Arnoldhöhe am Ankogel, Kärnten

  Erst kürzlich hat ZIRKL ( 1987) über den interessanten Fund von bis 5 mm großen, meist sehr gut ausgebildeten Tetradymitkristallen vom Ankogel berichtet. Im Rahmen der mineralogischen Bildungswoche an der Vorarlberger Naturschau wurden uns im Frühjahr 1987 von Herrn Herbert FEUERSTEIN, Dornbirn, mehrere Stücke zur Bestimmung vorgelegt, die Tetradymit in ungewöhnlich guter Ausbildung und großen Kristallen vermuten ließen. Die röntgenographische Überprüfung und Mikrosondenanalysen haben diesen Verdacht dann bestätigt. Im Sommer des gleichen Jahres hat Herr FEUERSTEIN die Fundstelle nochmals aufgesucht und konnte weiteres Probenmaterial bergen. Da es sich bei den beiden nun aus diesem Gebiet vorliegenden Funden vermutlich um den zwar gleichen Fundbereich, aber nicht um das gleiche Kluftsystem handelt, seien im folgenden einige ergänzende Angaben zu ZIRKL (1987) gebracht. Die den Tetradymit führende Kluft liegt im Bereich der Arnoldhöhe in einem an Biotit bzw. an Chlorit reichen Gneis. Das stark verzweigte Kluftsystem umfaßt eine Fläche von etwa 3 mal 4 Meter. An Mineralien wurden neben Tetradymit Quarz, in bis 2 cm großen, gut entwickelten Kristallen und stärker korrodierten Massen, Periklin, etwas Adular, Chlorit, in typisch wurmförmig gekrümmten bzw .kugeligen Aggregaten fast 1 cm großer, grauvioletter Titanit, Rutil, Anatas und Calcit festgestellt. Der grobspätige, hellbraun anwitternde Calcit füllt dabei die Hohlräume teilweise vollständig aus. Tetradymit bildet stahlgraue, bis 1 cm große Kristalle; ein 1,6 cm großes Aggregat ist als für diese Mineralart typischer Vierling ausgebildet. An Flächen sind die Basis {0001} sowie {1011} und {0112} festzustellen. Die Kristalle sind oberflächlich und entlang der ausgezeichneten Spaltbarkeit leicht korrodiert und in "Montanit" umgewandelt. Nach RAMDOHR (1955) ist Montanit -Bi2TeO4(OH)4 als Verwitterungsprodukt des Tetradymits in einigen Vorkommen zu beobachten (z. B. Highland/ Montana und Davidson Co./North Carolina). Zusätzlich ist der Tetradymit von einem feinkörnigen Gemenge von Titanit und Anatas um und entlang von Spaltrissen durchwachsen. In Tab. 2 ist die chemische Zusammensetzung

Tab.2: EMS-Analyse von Tetradymit und "Montanit" vom Ankogel (in Gew.-%).

                      Tetradymit                                  Montanit

Bi                       58,1                    Bi2O3                  65,7

Te                      32,1                    TeO3                  25,8               

S                         5,4 .                  *H2O                    5,3

Summe**            95,6                                               96,8

*Theoretischer H2O-Gehalt, bezogen auf TeO3

**Die Differenz zu 100% ist durch die niedrigen "Bi-Werte" (wahrscheinlich durch Matrixeffekte verursacht) bedingt.

von Tetradymit und "Montanit" angegeben; nennenswerte Nebenelemente konnten mittels EMS für beide Phasen nicht nachgewiesen werden. Aufgrund der Tatsache, daß sich die von ZIRKL (1987) mitgeteilte Mineralgesellschaft von jener des hier beschriebenen, aus dem anstehenden Fels stammenden Fundes unterscheidet, ist mit Sicherheit anzunehmen, daß Tetradymit im genannten Bereich wesentlich weiter verbreitet ist. Es sei in diesem Zusammenhang aber auch erwähnt, daß PAAR (1984) bereits über Funde bis 1 cm großer, "vorzüglich" ausgebildeter Tetradymite in Paragenese mit gediegen Gold aus der Sonnblickgruppe (Kärntner Seite) berichtet. Tetradymit scheint damit im Bereich der östlichen Hohen Tauern relativ häufig zu sein. Zweifellos stellen die Neufunde vom Ankogel schon wegen ihrer ungewöhnlichen Paragenese und aufgrund der Tatsache, daß Tetradymit hier als alpines Kluftmineral angesprochen werden muß, eine sehr interessante Bereicherung unserer alpinen Mineralisationen dar .Sie beweisen aber auch, daß in einem so intensivabgesuchten Gebiet wie dem Ankogel bei genauer Beobachtung unserer Sammler auch in Zukunft noch so manch bemerkenswerter Fund zu erwarten sein wird. Als Begleitphase des Tetradymits wurden mittels EMS TiO2, Titanit und Chlorit (Tab. 3) verifiziert. Die chemische Zusammensetzung des Chlorits entspricht einem Pyknochlorit (HEY, 1954).

Tab. 3: EMS-Analyse des Chlorits aus der Tetradymitparagenese (in Gew.-%).

SiO2                    28,0

TiO2                      0,2

Al2O3                   19,6

*FeO                   22,3               *Gesamteisen als FeO

MnO                     0,1

MgO                    18,1

Summe                 88,3

(BRANDSTÄTTER/NIEDERMAYR)

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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